Muss man sich von anderen Christen alles gefallen lassen?

Muss man sich von ande­ren Chris­ten alles gefal­len las­sen? Was Jesus wirk­lich über Ver­fol­gung und den Umgang mit­ein­an­der lehrt!

Die Fra­ge, ob man sich von ande­ren Chris­ten alles gefal­len las­sen muss, berührt vie­le Gläu­bi­ge tief. Sie beschäf­tigt beson­ders Men­schen, die erfah­ren, dass nicht nur der „Rest der Welt“, son­dern auch christ­li­che Geschwis­ter zu Ver­let­zun­gen, Ableh­nung oder gar bösen Hand­lun­gen fähig sind. Aber was sagt Jesus dazu? Müs­sen wir als Nach­fol­ger Jesu alles kri­tik­los ertra­gen, Schwei­gen und Hin­neh­men, selbst wenn es uns gegen­über unfair oder böse zugeht? Die Bibel und Jesu Wor­te geben hier eine dif­fe­ren­zier­te Ant­wort, die es wert ist, genau­er betrach­tet zu wer­den.

Jesus spricht über Ver­fol­gung – Was ist dar­un­ter zu ver­ste­hen?

In den Evan­ge­li­en spricht Jesus mehr­fach davon, dass sei­ne Nach­fol­ger Ver­fol­gung erle­ben wer­den. Das berühm­tes­te Bei­spiel fin­det sich in der Berg­pre­digt: „Selig sind, die um der Gerech­tig­keit wil­len ver­folgt wer­den; denn ihrer ist das Him­mel­reich.“ (Mat­thä­us 5,10) Jesus weiß, dass Chris­ten nicht nur von der Welt, son­dern manch­mal auch von Men­schen aus den eige­nen Rei­hen unfair behan­delt wer­den kön­nen. Er betont, dass Ver­fol­gung und Ableh­nung kei­ne Aus­nah­me, son­dern „Nor­mal­fall“ für sei­ne Jün­ger sind „Wenn sie mich ver­folgt haben, wer­den sie auch euch ver­fol­gen.“ (Johan­nes 15,20)

Vie­le Chris­ten inter­pre­tie­ren die­se Aus­sa­gen als abso­lu­te Auf­for­de­rung, alles zu dul­den und nie­mals zurück­zu­ge­ben, selbst wenn das eige­ne Herz schmerzt. Doch ist das wirk­lich, was Jesus mein­te?

Jesus ver­deut­licht durch die­se Wor­te, dass das Leben als Nach­fol­ger nicht immer von Aner­ken­nung und Frie­den geprägt sein wird. Viel­mehr erwar­tet die Jün­ger eine Rea­li­tät, in der sie für ihren Glau­ben und ihr Enga­ge­ment für Gerech­tig­keit Wider­stand, Ableh­nung und sogar Ver­fol­gung erfah­ren kön­nen. Die­se Her­aus­for­de­run­gen sol­len jedoch nicht ent­mu­ti­gen, son­dern viel­mehr als Zei­chen dafür ver­stan­den wer­den, dass man auf dem rich­ti­gen Weg ist und im Geis­te Chris­ti han­delt.

Dar­über hin­aus stellt Jesus klar, dass die Ver­fol­gung nicht nur von außen, also von der welt­li­chen Gesell­schaft, aus­ge­hen kann, son­dern manch­mal auch aus dem Umfeld der eige­nen Glau­bens­ge­mein­schaft selbst kom­men wird. Dies zeigt die tief­grei­fen­de Spann­wei­te und Inten­si­tät des Kon­flikts, mit dem Chris­ten rech­nen müs­sen. Das Evan­ge­li­um for­dert die Jün­ger des­halb zu Stand­haf­tig­keit, Mut und Treue auf, selbst in schwie­ri­gen Zei­ten.

Die Ver­hei­ßung des Him­mel­rei­ches als Lohn für die­je­ni­gen, die um der Gerech­tig­keit wil­len ver­folgt wer­den, bie­tet dabei einer­seits Trost, ande­rer­seits eine Hoff­nungs­per­spek­ti­ve, die über die gegen­wär­ti­gen Lei­den hin­aus­weist. Dies ermu­tigt Chris­ten, ihre Beru­fung nicht aus Angst vor Ver­fol­gung zurück­zu­stel­len, son­dern sie als Teil ihres Glau­bens­we­ges anzu­neh­men und dar­in zu wach­sen. So wird Ver­fol­gung in der christ­li­chen Leh­re als Prüf­stein ver­stan­den, der den Glau­ben fes­tigt und die Gemein­schaft der Gläu­bi­gen in ihrer Iden­ti­tät stärkt.

In die­sem Sin­ne for­dert Jesus sei­ne Nach­fol­ger auf, sich nicht von Ängs­ten oder Schwie­rig­kei­ten ein­schüch­tern zu las­sen, son­dern ihr Leben kon­se­quent nach den Prin­zi­pi­en des Evan­ge­li­ums aus­zu­rich­ten. Denn gera­de in der Treue zu ihm und zu sei­ner Bot­schaft liegt die wah­re Kraft, die letzt­lich zur Über­win­dung aller Wider­stän­de führt.

Das Prin­zip der Fein­des­lie­be

Jesus geht sogar wei­ter als das rei­ne Erdul­den von Ver­fol­gung – er for­dert zur Fein­des­lie­be auf: „Ich aber sage euch: Liebt eure Fein­de und betet für die, die euch ver­fol­gen.“ (Mat­thä­us 5,44) Die­ses Prin­zip ist radi­kal. Es geht Jesus aber nicht dar­um, dass wir alles und jeden unge­fil­tert hin­neh­men oder uns selbst zum Opfer machen sol­len. Fein­des­lie­be bedeu­tet nicht Pas­si­vi­tät. Sie for­dert zu akti­ver Lie­be und zur Bereit­schaft auf, Ver­let­zun­gen nicht mit Ver­gel­tung zu beant­wor­ten.

Jesus geht hier über das blo­ße Akzep­tie­ren von Ver­fol­gung hin­aus und eta­bliert eine ethi­sche Hal­tung, die die Gren­zen tra­di­tio­nel­ler Geg­ner­schaft sprengt. Die Auf­for­de­rung, „Fein­de zu lie­ben“ und „für die zu beten, die euch ver­fol­gen“, bedeu­tet eine radi­ka­le Umkehr der übli­chen Reak­ti­on auf Bedro­hung und Hass. Sie for­dert einen Per­spek­tiv­wech­sel: Statt Ver­gel­tung und Groll zu hegen, soll der Gläu­bi­ge empa­thisch, mit­füh­lend und ver­söhn­lich han­deln. Die­se Fein­des­lie­be ist kei­nes­falls ein Auf­ruf zur Pas­si­vi­tät oder Selbst­auf­ga­be. Viel­mehr ist sie ein Aus­druck von Stär­ke und Frei­heit – die Frei­heit, nicht vom Hass ande­rer beherrscht zu wer­den, und die Stär­ke, trotz Ver­let­zun­gen den eige­nen Prin­zi­pi­en treu zu blei­ben. Jesus will damit ver­hin­dern, dass nega­ti­ve Erfah­run­gen in einen Teu­fels­kreis aus Rache und Gewalt füh­ren, der immer wei­ter eska­liert.

Im Kern for­dert Fein­des­lie­be auch eine akti­ve Hal­tung des Frie­dens und der Ver­söh­nung. Sie rich­tet sich nicht nur gegen per­sön­li­che Fein­de, son­dern steht sym­bo­lisch für das gesam­te Ver­hält­nis des Glau­ben­den zur Welt: Es geht um die Bereit­schaft, Gren­zen zu über­win­den, Brü­cken zu bau­en und die Wür­de jedes Men­schen anzu­er­ken­nen, auch wenn die­ser feind­lich gesinnt ist oder ver­letzt hat. Die­se Leh­re stellt einen hohen mora­li­schen Anspruch dar, der in der Pra­xis her­aus­for­dernd ist. Den­noch ist sie für die christ­li­che Nach­fol­ge zen­tral, weil sie auf­zeigt, wie das Reich Got­tes schon im Hier und Jetzt erfahr­bar wird, durch Lie­be, Ver­ge­bung und die Über­win­dung von Hass. So wird aus Ver­fol­gung nicht nur ein zu ertra­gen­des Schick­sal, son­dern eine Gele­gen­heit, die eige­ne Glau­bens­hal­tung zu leben und zu bezeu­gen.

Die Macht der Ver­ge­bung – aber nicht der Selbst­auf­ga­be

Jesus spricht viel von Ver­ge­bung, zum Bei­spiel im Vater­un­ser: „Ver­gib uns unse­re Schuld, wie auch wir ver­ge­ben unse­ren Schul­di­gern.“ (Mat­thä­us 6,12) Das bedeu­tet jedoch nicht, dass Chris­ten kei­ne Gren­zen set­zen dür­fen. Jesus ermu­tigt, Ver­ge­bung zu üben, aber er spricht auch über das Klä­ren und Anspra­che von Kon­flik­ten: „Wenn dein Bru­der sün­digt, so geh hin und wei­se ihn zurecht zwi­schen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du dei­nen Bru­der gewon­nen.“ (Mat­thä­us 18,15) Es geht also um einen lie­be­vol­len, aber deut­li­chen Umgang mit Schuld und Ver­let­zung inner­halb der Gemein­de.

Jesus ver­bin­det in sei­ner Leh­re die Hal­tung der Ver­ge­bung eng mit der Ver­ant­wor­tung für die Gemein­schaft und den Schutz des eige­nen Glau­bens­le­bens. Das Vater­un­ser zeigt die fun­da­men­ta­le Bedeu­tung von Ver­ge­bung als Hal­tung, die nicht nur das per­sön­li­che Herz von Bit­ter­keit und Groll befreit, son­dern auch das Fun­da­ment für gelin­gen­de Bezie­hun­gen legt.

Die Anwei­sung, bei Kon­flik­ten zunächst im ver­trau­li­chen Gespräch mit dem Betref­fen­den die Situa­ti­on zu klä­ren (Mat­thä­us 18,15), zeigt einen kon­struk­ti­ven Umgang mit Schuld und Ver­let­zun­gen. Ziel ist dabei nicht die Straf­ver­fol­gung oder Bloß­stel­lung, son­dern die Ver­söh­nung und Wie­der­her­stel­lung der Bezie­hung.

Die­se Schrit­te bie­ten einen Rah­men, wie Gemein­den und auch Ein­zel­per­so­nen Kon­flik­te ver­ant­wor­tungs­voll ange­hen kön­nen: Kla­res Benen­nen von Fehl­ver­hal­ten: Durch direk­te und respekt­vol­le Anspra­che ohne öffent­li­che Dif­fa­mie­rung. Per­sön­li­che Aus­spra­che: Das Gespräch „unter vier Augen“ bewahrt die Wür­de aller Betei­lig­ten. Hoff­nung auf Umkehr: Die Bereit­schaft, Feh­ler anzu­er­ken­nen und gemein­sam dar­an zu arbei­ten. Nur wenn die­se Stu­fen nicht grei­fen, sieht Jesus wei­te­re Schrit­te vor, die letzt­lich auch den Schutz der Gemein­schaft und derer, die sich ver­söh­nen wol­len, beru­hi­gen sol­len.

So ver­bin­det Jesus Ver­ge­bung mit Ver­ant­wor­tung: Ver­ge­ben heißt nicht, sich zur dau­er­haf­ten Leid­tra­gen­den zu machen, son­dern den Weg der Ver­söh­nung aktiv zu gestal­ten und gleich­zei­tig kla­re Gren­zen zu set­zen, die Gemein­schaft hei­len und schüt­zen. Die­se Balan­ce zeigt die Tie­fe sei­ner Ethik und ihren prak­ti­schen Nut­zen für das Leben in der Nach­fol­ge.

Von Schwä­che zu Stär­ke – Selbst­wert im Glau­ben

Vie­le Chris­ten fürch­ten, dass ein kla­res „Nein“ zu Unge­rech­tig­keit, selbst wenn es von ande­ren Gläu­bi­gen kommt, unevan­ge­lisch, unbi­blisch oder lieb­los wir­ken könn­te. Man müss­te alles ertra­gen. Doch die Bibel for­dert Chris­ten zum Schutz des Selbst­wer­tes und zur akti­ven Gestal­tung von Bezie­hun­gen auf. Pau­lus schreibt: „Steht also fest in der Frei­heit, die euch Chris­tus geschenkt hat!“ (Gala­ter 5,1) Christ­li­cher Glau­be ist kein Frei­schein für Mani­pu­la­ti­on, Miss­brauch oder pas­si­ves Erdul­den alles Bösen, auch nicht in der Gemein­de.

Die­ses Miss­ver­ständ­nis kann dazu füh­ren, dass Betrof­fe­ne sich schul­dig füh­len, wenn sie Gren­zen zie­hen oder Kon­flik­te offen anspre­chen. Dabei zei­gen die bibli­schen Tex­te klar, dass ein „Nein“ zu Unrecht und Miss­hand­lung nicht nur erlaubt, son­dern not­wen­dig ist. Pau­lus ermu­tigt die Gläu­bi­gen, in der Frei­heit zu ste­hen, die Chris­tus ihnen geschenkt hat (Gala­ter 5,1). Die­se Frei­heit bedeu­tet nicht Gesetz­lo­sig­keit, son­dern die Fähig­keit, sich von Sün­de und Unrecht zu lösen und ein Leben in Wür­de und Wahr­heit zu füh­ren. Wer den christ­li­chen Glau­ben ernst­nimmt, wird nicht zum pas­si­ven Opfer von Mani­pu­la­ti­on oder Miss­brauch; im Gegen­teil: Er ist auf­ge­ru­fen, sein eige­nes Leben und sei­ne Bezie­hun­gen aktiv zu gestal­ten und auch inner­halb der Gemein­de für Gerech­tig­keit und Klar­heit ein­zu­ste­hen. Die bibli­sche Ethik zeich­net ein Bild von Gemein­schaft, die auf Lie­be, Wahr­heit und Respekt basiert.

So zeigt sich, dass Christ­sein kei­nes­wegs mit einer pas­si­ven Hal­tung gegen­über Unrecht gleich­zu­set­zen ist. Ein klar gesetz­tes „Nein“ kann und soll lie­be­voll, aber bestimmt geäu­ßert wer­den – zum Schutz des Ein­zel­nen und der Gemein­schaft, im Ver­trau­en dar­auf, dass Got­tes Frei­heit und Lie­be Raum schaf­fen für Hei­lung, Ver­än­de­rung und authen­ti­sche Bezie­hung.

Prak­ti­scher Umgang – Wege zur Hei­lung und Klä­rung

Was bedeu­tet das nun ganz prak­tisch? Chris­ten sind auf­ge­ru­fen:

  1. Ver­let­zun­gen durch Gebet vor Gott zu brin­gen
  2. Fort­wäh­rend um die Kraft zur Ver­ge­bung zu bit­ten
  3. Offe­ne Gesprä­che und Kon­flikt­klä­rung nicht zu scheu­en
  4. Sich selbst zu schüt­zen, wenn nötig, und Gren­zen zu set­zen
  5. Gewalt, Miss­brauch und böse Mani­pu­la­ti­on kei­nes­falls zu tole­rie­ren

Pau­lus gibt einen wei­sen Rat zur Klug­heit in der Gemein­de: „Wenn mög­lich, soviel an euch liegt, lebt mit allen Men­schen in Frie­den.“ (Römer 12,18) Das schließt auch ein, dass es manch­mal schlicht nicht mög­lich ist, mit jedem Men­schen in Har­mo­nie zu leben, auch nicht mit allen Chris­ten.

Pau­lus erkennt in die­sem Vers die Span­nung zwi­schen dem Wunsch nach Frie­den und der oft schwie­ri­gen Wirk­lich­keit mensch­li­cher Bezie­hun­gen an. Sein Rat „Wenn mög­lich, soviel an euch liegt, lebt mit allen Men­schen in Frie­den“ (Römer 12,18) bringt zum Aus­druck, dass Chris­ten ein ehr­li­ches und ernst­haf­tes Bemü­hen um Har­mo­nie und Ver­söh­nung an den Tag legen sol­len. Doch Pau­lus macht zugleich deut­lich, dass es Gren­zen gibt, denn nicht alle Kon­flik­te las­sen sich auf­lö­sen oder jede Bezie­hung har­mo­nisch gestal­ten.

Die­se Hal­tung for­dert zur Klug­heit und Rea­lis­mus auf:

  1. Eigen­ver­ant­wor­tung zur Frie­dens­för­de­rung: Jeder ist auf­ge­for­dert, sei­nen Teil bei­zu­tra­gen und offen, respekt­voll sowie ver­söhn­lich zu han­deln.
  2. Erken­nen von Gren­zen: Es gibt Situa­tio­nen und Per­so­nen, bei denen trotz aller Bemü­hun­gen kein ech­ter Frie­den her­ge­stellt wer­den kann. Das ist kei­ne Schwä­che, son­dern eine ehr­li­che Aner­ken­nung mensch­li­cher Begrenzt­heit.
  3. Aus­druck der Frei­heit und Weis­heit: Nicht jeder Kon­flikt muss zwangs­läu­fig eska­lie­ren, aber auch nicht jeder Kon­flikt kann zwangs­läu­fig befrie­det wer­den. Hier ist Weis­heit gefragt, wann man wei­ter auf Frie­den hin­wirkt und wann es bes­ser ist, Abstand zu neh­men.

Dadurch wird klar, dass ein Leben im Geist des Evan­ge­li­ums nicht nai­ve Frie­dens­idyl­le bedeu­tet, son­dern einen ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Umgang mit Bezie­hungs­kon­flik­ten. Das Ziel bleibt der Frie­de, aber ohne sich selbst zu ver­leug­nen oder Gren­zen zu igno­rie­ren. So schützt Pau­lus die Gläu­bi­gen davor, sich selbst zu über­for­dern oder in toxi­sche Situa­tio­nen zu gera­ten, und gibt wert­vol­le Ori­en­tie­rung für den All­tag in einer viel­fäl­ti­gen und oft her­aus­for­dern­den Gemein­schaft.

Jesus for­dert zur Lie­be, aber nicht zur Selbst­auf­ga­be

Jesus lehrt eine Hal­tung vol­ler Barm­her­zig­keit, Ver­ge­bung und Demut. Doch sei­ne Bot­schaft bedeu­tet nicht, dass Chris­ten sich immer alles gefal­len las­sen müs­sen. Das Evan­ge­li­um ist ein Ruf zur Lie­be, aber auch zur Wahr­heit und zum gesun­den Selbst­wert. Klä­rung, Wie­der­her­stel­lung und ein „Nein“ zu Scha­den sind aus­drück­lich Teil geleb­ten Christ­seins. Chris­ten sind ein­ge­la­den, den Weg Jesu in Lie­be zu gehen – aber sie dür­fen dabei auch Gren­zen set­zen, aktiv ver­ge­ben, klä­ren und auf Hei­lung hof­fen. Das hat Jesus gemeint, als er von Ver­fol­gung sprach: Nicht alles hin­neh­men, son­dern alles im Licht Got­tes betrach­ten, um Hei­lung und Frie­den zu suchen.

Jesus ver­mit­telt in sei­nen Leh­ren eine tief­grei­fen­de Balan­ce zwi­schen Mit­ge­fühl und Selbst­ach­tung. Sei­ne Bot­schaft von Barm­her­zig­keit und Ver­ge­bung ist untrenn­bar ver­bun­den mit einem Auf­ruf zur Wahr­heit und zu einem gesun­den Selbst­wert­ge­fühl. Christ­sein heißt nicht, ein pas­si­ves Opfer von Unge­rech­tig­kei­ten oder Ver­let­zun­gen zu wer­den, son­dern in der Nach­fol­ge Jesu den Mut zu ent­wi­ckeln, kla­re Gren­zen zu set­zen und Kon­flik­te offen anzu­spre­chen.

Klä­rung und Wie­der­her­stel­lung sind dabei kei­ne Schwä­che, son­dern Aus­druck einer rei­fen und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Glau­bens­pra­xis. Chris­ten sind ein­ge­la­den, den Weg Jesu zu gehen, der Hei­lung und Frie­den such­te – gera­de auch dort, wo Ver­fol­gung und Ableh­nung dro­hen.

Mit ande­ren Wor­ten: Die Erfah­rung von Ver­fol­gung durch Jesus ist kei­ne Auf­for­de­rung zum pas­si­ven Erdul­den, son­dern ein Auf­ruf, alle Her­aus­for­de­run­gen im Licht Got­tes zu betrach­ten. So ent­steht Raum für ech­te Hei­lung, Ver­söh­nung und inne­ren Frie­den, die im Her­zen der christ­li­chen Bot­schaft ste­hen. Die­ses Ver­ständ­nis stärkt die Gläu­bi­gen dar­in, ihren Glau­ben authen­tisch und kraft­voll zu leben, ohne sich selbst zu ver­lie­ren oder zu unter­drü­cken.