Zu den wertvollsten Aspekten des Lebens gehören ohne Zweifel die tiefen und bedeutungsvollen Gespräche, die wir mit unseren Mitmenschen führen. Niemand möchte auf sie verzichten, denn sie sind eine Quelle der Nähe, des Trostes und des Rates. In vertraulichen Gesprächen, sei es unter Freunden oder in kleinen Gruppen, teilen wir unsere Gedanken und Gefühle, nehmen Anteil am Leben des anderen und gewinnen wertvolle Einsichten. Wenn der Austausch jedoch ein echtes Geben und Nehmen ist, wird er für alle Beteiligten zu einer Bereicherung, die das Herz und die Seele nährt.
Dennoch gibt es bestimmte Verhaltensweisen, die selbst die besten Gespräche vergiften können. Dazu zählen drei Hauptarten, die wir alle nur zu gut kennen: Erstens gibt es die Zudringlichen, die mit übermäßiger Neugier versuchen, Geheimnisse zu ergründen, die aus gutem Grund verborgen bleiben sollten. Diese Menschen drängen sich auf, stellen unangemessene Fragen und ignorieren das Schweigen des anderen. Sie sind wie seelische Vampire, die nach verletzlichen Stellen suchen, um darüber zu tratschen und zu spekulieren.
Die zweite Gruppe umfasst jene, die zwar ein Gespräch beginnen und Fragen stellen, jedoch während wir antworten, ihr Interesse verlieren und sofort wieder von sich selbst reden. Man öffnet sich diesen Menschen mit der Hoffnung, dass sie Empathie zeigen und etwas Trost oder Hilfe bieten. Stattdessen verwandeln sie das Gespräch in eine Bühne, auf der sie die Hauptrolle spielen. Sie benötigen uns nicht als Gesprächspartner, sondern als Publikum für ihre eigenen Geschichten. So entsteht kein echtes Gespräch, denn wer nicht zuhört, kann auch nicht antworten.
Die dritte und unangenehmste Gruppe sind die Besserwisser. Sie lassen uns kaum ausreden, bewerten und kritisieren unsere Worte sofort und glauben, sie wüssten immer besser, was wir sagen wollen und wie wir es hätten formulieren sollen. Sie akzeptieren nur das, was ihnen gefällt, und kommentieren alles andere in einem belehrenden Ton. Ihre ständige Korrektur führt dazu, dass man sich fragt: „Wenn du ohnehin alles weißt und andere Meinungen nicht ertragen kannst, warum sollte ich dann noch meinen Atem verschwenden?“
Echte Gespräche entstehen jedoch nicht von selbst. Sie erfordern Geduld und echtes Interesse an dem, was der andere zu sagen hat. Jeder hat das Recht, selbst zu entscheiden, was er preisgeben möchte; niemand darf versuchen, dem anderen etwas aus der Seele zu ziehen. Man sollte aufmerksam zuhören, den Blick nicht abgelenkt auf das Handy richten oder in die Ferne schweifen, während der andere spricht. Stattdessen sollten wir Raum für die Gedanken des anderen lassen und auch respektieren, wenn wir nicht dieselbe Meinung teilen. Das Öffnen gegenüber einem anderen Menschen ist ein Akt des Vertrauens. Wenn jemand bereit ist, seine innigsten Gedanken mit uns zu teilen, sollten wir uns geehrt fühlen. Indem er uns Einblick in seine Seele gewährt, macht er sich verletzbar, und wir sollten ihm dieses Vertrauen nicht missbrauchen, indem wir nicht geduldig zuhören oder vorschnell urteilen.
Diese Prinzipien gelten nicht nur im Umgang mit unseren Mitmenschen, sondern auch in unserem Gespräch mit Gott. Auch mit unserem Schöpfer sind wir im Dialog, und dieser kann ebenfalls scheitern. Gott spricht zu uns durch sein Wort, den Heiligen Geist, durch Zeichen und in der Stille. Wir antworten ihm mit Gebeten, Liedern und Taten. Wenn jedoch bereits ein gutes Gespräch unter Menschen bestimmte Voraussetzungen benötigt, sollten wir erst recht darauf achten, wie wir mit Gott kommunizieren. Unser Glaube lebt von dieser Kommunikation, und nichts ist schlimmer, als Gott so achtlos anzusprechen, dass er sich zurückzieht.
Deshalb ist es wichtig, Fehler zu vermeiden. Auch Gott begegnen wir manchmal mit einer aufdringlichen Neugier, die darauf abzielt, das zu ergründen, was ihn im Innersten bewegt. Ebenso gibt es Ignoranz, die dem, was er uns mitteilt, keine Beachtung schenkt. Und nicht zuletzt die Besserwisserei, die über sein Wort urteilt und nur das hört, was ins eigene Weltbild passt. Doch so lässt Gott sich nicht behandeln. Er hat nicht die Notwendigkeit, sich uns zu erklären, und schweigt oft, wenn wir uns im Ton vergreifen.
Wir dürfen mit Gott sprechen, ganz nach dem, was unser Herz uns eingibt. Die Bibel zeigt uns, dass wir vor Gott klagen, weinen, schreien und stammeln dürfen. Niemand muss sich verstellen, wenn er mit Gott spricht. Doch wir sollten uns stets bewusst sein, dass es ein Privileg ist, von Gott gehört zu werden. Wie ein guter Vater möchte er von seinen Kindern hören und lässt sich durchaus auf das Gespräch ein. Er hat ein offenes Ohr für uns und versteht auch unsere Unzulänglichkeiten. Doch wir sollten seine Geduld nicht auf die Probe stellen, indem wir uns ihm gegenüber so verhalten, wie es bereits unter Menschen als unangebracht gilt.
Das bedeutet vor allem, dass wir von Gott keine Antworten verlangen sollten, wo er sich entscheidet, zu schweigen. Tatsächlich wäre es völlig legitim, wenn er uns gar nichts mitteilen wollte; es wäre lediglich ein Ausdruck seiner Freundlichkeit, dass er dies dennoch tut. Doch einige Menschen interessieren sich mehr für das, was Gott nicht sagt, als für das, was er klar und deutlich in der Bibel offenbart. Sie verlangen Informationen über Dinge, die über unser Verständnis hinausgehen und ignorieren, dass es Geheimnisse gibt, die Gott nicht offenbaren möchte. Der Mensch sollte nicht vergessen, dass auch die Engel nicht in der Lage sind, seine Gedanken zu ergründen. Sie stehen vor ihm, loben und beten ihn an, aber sie mischen sich nicht in seine Geheimnisse ein.
Der Glaube vermag an Gott zu glauben, die Liebe ist in der Lage, ihn zu lieben, und die Hoffnung kann voll Vertrauen auf ihn bauen. Aber er ist kein Wissensgebiet, das wir durch Nachforschungen erobern könnten. Wir begreifen ihn nicht, sondern werden von ihm ergriffen. Das ist gut so, denn nur Gottes Geist kennt die Tiefen der Gottheit. Wir Menschen sind aus Staub gemacht und sollten nicht erwarten, dass unser Schöpfer sich uns wie ein offenes Buch präsentiert. Er ist erhaben über alle Himmel, und wir sollten nicht erwarten, dass er sich unserem begrenzten Verstand unterordnet.
Umgekehrt gehört zum guten Gespräch mit Gott auch unsere Aufmerksamkeit. Wenn Gott zu uns spricht, sollten wir bereit sein, zuzuhören und hungrig darauf sein, sein Wort zu empfangen. Diese Regel sollte selbstverständlich sein. Wenn Gott uns die Ehre erweist, dass er verstanden werden möchte, sollten wir geduldig lauschen und unsere Gedanken sammeln, um nichts zu verpassen. In einer Welt voller Ablenkungen sollte es nichts Wichtigeres geben, als das Wort dessen zu hören, von dem alles andere abhängt.
Doch Hand aufs Herz – sind wir wirklich hungrig nach Gottes Wort? Viele Menschen verbringen unzählige Stunden vor dem Fernseher, vertiefen sich in die sozialen Medien, liken, kommentieren und diskutieren lebhaft, während sie am Sonntagmorgen oft kaum bereit sind, sich eine Stunde lang mit Gottes Wort auseinanderzusetzen. So ist das Gespräch mit Gott für viele längst in den Hintergrund gerückt, und die Folgen sind sichtbar. Wo der Mensch Gottes Wort nicht achtet, dort bleibt es stumm. Wenn wir nicht hinhören, wird Gott auch nicht sprechen, und so endet das Gespräch, noch bevor es richtig begonnen hat. Warum sollte sich Gott mit einer solchen Missachtung zufrieden geben?
Leute schätzen das Geschwätz der Nachbarn, aber wenn Gott etwas zu sagen hat, wird er oft ignoriert. In sozialen Medien verfolgen sie jede Nachricht, aber wenn es um Gott geht, haben sie keine Zeit. Es ist erstaunlich, dass der Ton, der vom Töpfer geschaffen wurde, eine Erklärung vom Schöpfer einfordert, während der Töpfer ihm solch eine Gnade gewährt. Sollte der Ton dann nicht wenigstens zuhören?
Noch schlimmer als die Unaufmerksamen sind die Besserwisser. Diese übertreffen die Neugierigen und die Desinteressierten. Sie hören Gottes Wort nicht, um es zu empfangen, sondern um es zu beurteilen. Sie wählen aus, was ihnen gefällt, und ignorieren, was ihnen nicht zusagt. Leider gibt es viele Theologen, die Gottes Wort mit einem Rotstift durchstreichen und nur das beibehalten, was sie für zeitgemäß halten. Sie glauben, Gott besser zu kennen, als er sich selbst kennt, und predigen nicht das, was er durch die Propheten gesagt hat, sondern das, was sie für richtig halten. Es ist kaum vorstellbar, dass sie nicht von ihrer eigenen Arroganz überwältigt werden. Wer darf sich anmaßen, Gott besser zu verstehen als die Heilige Schrift, aus der wir doch all unser Wissen über ihn schöpfen?
Ist es wirklich die Art eines guten Gesprächs, wenn ich willkürlich etwas aus dem herauslasse, was der Allmächtige uns mitteilt? Wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin, sollte ich dann nicht eher bei mir selbst nach einem Fehler suchen? Und es wäre vollkommen in Ordnung, zu sagen: “Diese Bibelstelle verstehe ich nicht, Gott – ich brauche mehr Licht.” Doch diese Demut scheint den Besserwissern abzugehen. Sie bewerten Gottes umfassende Weisheit nach dem Maßstab ihres begrenzten Verstandes, und wenn das Ergebnis ihrer Überlegungen nicht überzeugt, schieben sie die Schuld der Bibel zu.
So wird auch dieser Kontakt unterbrochen, und das Gespräch bricht ab. Wo Gottes Wort nicht gehört wird, kann auch keine Gemeinschaft entstehen. Der Weg, auf dem Gnade vermittelt wird, ist blockiert. Der Mensch, der ohne das Wort Gottes lebt, ist von allen guten Geistern verlassen und zeigt dies auch in seinem Verhalten. Nur durch eine enge Beziehung zu Gott hätte er gerettet werden können.
Es ist kaum nachzuvollziehen, dass es so schwer ist, wie ein Kind mit einem Vater zu sprechen, der seinem Kind nichts Böses will. Es gibt Raum für Klagen, aber nicht für Anklagen. Nähe ist da, aber nicht für plumpe Vertraulichkeit. Wenn wir Gott gegenüber hartnäckig sein wollen, sollten wir ihn nicht herausfordern. Wir dürfen unsere Gefühle äußern, aber Gott muss sie nicht akzeptieren. Jammern, weinen und schreien ist erlaubt – Anmaßung jedoch nicht. Wir können Gott an das erinnern, was er versprochen hat, aber wir müssen ihm auch zugestehen, dass er in allem anderen frei ist, so zu reagieren, wie er es für richtig hält. Gott hört uns zu, ist uns jedoch nichts schuldig. Wir dürfen ihn hart finden und versuchen, mit ihm zu streiten. Doch ihn zu verspotten, zu verleumden oder zu beleidigen, ist keine weise Entscheidung. Er hört unsere Vorschläge, ist aber nicht verpflichtet, sie zu befolgen, und muss uns darüber auch keine Rechenschaft ablegen. Ist es wirklich so schwer, dies zu respektieren? Ist es nicht ein wunderbares Geschenk, in einem dauerhaften und vertrauten Gespräch mit Gott zu leben?
Das Kind, das der Vater auf den Schoß nimmt, findet bei ihm Trost, Liebe, Stärkung, Weisung, Erkenntnis und Ansporn zum Guten. In der Gemeinschaft mit Gott erfahren wir Vertrauen und Sicherheit. Inmitten aller Unruhe finden wir Ruhe bei ihm. Der Umgang mit Gott klärt unseren Blick, festigt unseren Glauben und belebt unsere Hoffnung. Wir können unsere Lasten ablegen und empfangen seinen Segen. Denn er ist unser sicherer Hafen, die Burg, die uns schützt, und der Schatz, den uns niemand nehmen kann. Bei ihm finden wir Heilung, Rat und Vergebung. Wir brauchen uns nicht zu verstellen, denn Gott kennt unsere tiefsten Gedanken und Absichten ohnehin. Er wird die, die sich vor ihm schämen, nicht bloßstellen, während er den Unverschämten die passende Antwort nicht schuldig bleibt. Verlorene Söhne nimmt er freudig auf, und wenn sie mühselig und beladen anklopfen, wird er sie nicht abweisen. Doch wer nichts bereut, dem wird auch nichts vergeben, und wir sollten Gott nicht unterschätzen.
Denn die Überheblichen wird er zum Schweigen bringen. Der, der mit einem väterlichen Herzen ausgestattet ist, hört nie auf, ein König zu sein; und der, der in königlicher Würde herrscht, verleugnet niemals sein väterliches Herz.
Wer dies begreift und sich darauf einlässt, wird den größten Gewinn daraus ziehen. Denn wie der Umgang mit guten Menschen uns bereichert, so ist auch der Umgang mit Gott heilsam. Die Gemeinschaft mit ihm hat die seltsame Wirkung, dass sie uns gleichzeitig in der Demut beugt und in der Gnade aufrichtet. Sie macht uns in der rechten Weise klein und in der rechten Weise groß. Sie lehrt uns, alle Herausforderungen daran zu messen, wie sie zu Gott im Verhältnis stehen. Der vertraute Umgang mit ihm eröffnet nicht nur die Türen zu Gnade und Seligkeit – er verkörpert bereits selbst das Wesen von Gnade und Seligkeit. Gott teilt sich dem Menschen mit, und der Mensch teilt sich Gott mit. In dieser lebendigen Zwiesprache wird der Traurige fröhlich, der Verzagte mutig, der Arme erfüllt, der Dumme weise und der Kranke gesund. Deshalb sollten wir mit Bedacht darauf achten, wie wir unsere Gespräche mit anderen Menschen gestalten. Die Fehler, die uns in solchen Unterhaltungen auffallen, sollten wir umso mehr im Dialog mit Gott vermeiden.